Die 6. Geschichte, Teil 2

Februar - April 2016 und von Oktober - November 2016

Segeln im Land der Ventilatoren und Klimaanlagen

Singapur: Skyline an der Marina Bay mit dem Luxusresort Marina Bay Sands, links dem futuristischen ArtScience Museum, daneben das Sands Expo & Convention Centre und rechts die Hochhäuser des Geschäftsviertels. 

2. Teil: Auf dem Land von Johor Bahru nach Kuala Lumpur (Malaysia)


Unsere Reise führte uns vom Sebana Cove Resort nach Johor Bahru, Singapur, Malakka und Kuala Lumpur. Gereist sind wir zwischen den Städten in komfortablen Reisebussen.

Lampions - die Kennzeichen der chinesischen Tempelanlagen und der Chinatowns in den Städten

Die Reise nach Johor Bahru
Nachdem wir die SAMBA gesichert, ordentlich gestaut und alles was an Lebensmitteln noch verderblich, entsorgt hatten, fuhren Franz und ich mit dem Taxi über die Bridges Senai Desaru nach Johor Bahru (JB). Die Fahrt war unspektakulär und wurde fast langweilig.  Gut gekühlt fuhren wir durch keine wilde Dschungellandschaft, was ich mir erhofft hatte, sondern, wie war es anders zu erwarten, durch eine eintönige Landschaft mit Ölpalmenplantagen. Zuerst fuhren wir bei regen Verkehr auf einer normalen Landstraße und dann auf der autobahnähnlichen Schnellstraße, ein Expreßway, über die Bridges Senai Desaru. Das ist eine Schrägseilbrücke welche die Pulau Juling im Johor Bahru District im Westen mit Tanjung Penyabong im Kota Tinggi Bezirk im Osten verbindet. Johor Bahru ist die Hauptstadt des Bundesstaates Johor und mit ca. 1.500.000 Einwohnern in der eigentlichen Stadt sowie 2.400.000 Menschen in der Agglomeration mit Vororten eines der wirtschaftlichen Zentren Malaysias. Diese Vororte wachsen zusammen und werden immer größer. Es ist eine Stadt im Wachstum. Befördert wird das Ganze noch dadurch, dass Singapur in der Nachbarschaft und JB eine Symbiose der besonderen Art bildet. Das betrifft vor allem den Arbeitsmarkt, den Einzelhandel und den Tourismus.
Der Taxidriver hatte seine liebe Not unser angepeiltes Hotel „Golden Court“ in Johor Bahru zu finden. Mit Hilfe der einheimischen Bevölkerung gelang ihm das auch, obwohl viele von dem Hotel noch nie was gehört haben. Die Stadt ist eben groß. Es ist, wie so vieles hier, fest in chinesischer Hand. Wir quartierten uns ein und begaben uns auf eine erste Entdeckungstour. Die Stadt ist auf der Suche nach einer neuen Art von Verjüngungskur. Altes wird abgerissen, neues errichtet. Baukräne bestimmen eigentlich die Skyline der von JB. Es soll in den Nächsten Jahren ein Finanz- und Handelszentrum werden. Unerschrocken, wie wir waren, stürzten wir uns ins Getümmel.
Bemerkenswert die chinesischen und indischen Tempel, z.B. der Old Chinese Temple. Er ist einer der ältesten religiösen Bauwerke in JB. Ich meine, diese alten Bauwerke werden erhalten bleiben aber viele ältere Gebäude, wie Wohnhäuser und Geschäftsgebäude, welche den Charakter einer Stadt ausmachen, müssen Neuem weichen. Die Stadt wird radikal erneuert. 
Wie immer waren wir in Straßenrestaurants essen, wobei es mir besonders die indischen Lokalitäten angetan hatten oder das Restaurant Ya Wang und auch das Yunan Tom Yam Seafood in der Nähe unseres Hotels. Sowohl in diesen, aber auch in allen anderen gab es sehr gutes und schmackhaftes Essen. Die Restaurants sind mit freundlicher und schneller Bedienung, pieksauber und gut belüftet. Mein Standardgetränk war nach wie vor der Lemon Ice Tea, welchen ich in großen Mengen verdrückte. 


Geplant war natürlich der Besuch Singapurs, der Metropole im Süden von Johor Bahru. Es war schon sehr interessant und faszinierend beide Städte im Vergleich zu sehen. Die Unterschiede waren sehr augenfällig. Selbst bei der Bevölkerung. Während in JB die Vielfalt der Ethnien allgegenwärtig waren, sind es in Singapur für mich wahrnehmbar, eigentlich nur die Touris, welche die Stadt belebten. Allerdings muss ich hinzufügen, dass ich nicht in Chinatown von Singapur war. Chinesen, Malaien, Inder, Pakistaner, Sri Lanker bilden in beiden Städten das Völkergemisch. Wobei es in Singapur wesentlich mehr Chinesen als Malayen gibt. 
Das spiegelt sich natürlich auch in den vertretenen Religionen wider. In beiden Städten, natürlich ebenfalls in beiden Staaten, leben Buddhisten, Taoisten, Muslime, Christen, Konfuzianer, Sikhs usw. in friedlicher Koexistenz miteinander. Das ist nicht zuletzt an deren Sakralbauten bzw. Gotteshäusern zu erkennen. Und genau das ist der Reiz, das Schöne in diesen Städten, was sie so anziehend und verlockend macht. JB leidet aufgrund seiner Nähe zu Singapur unvermeidlich unter dem Vergleich mit seinem Nachbarn. Durch die Bauaktivitäten und dem Nebeneinander von Alt und Neu scheint es etwas heruntergekommen zu sein. Naja, ich meine, es ist ohne die Patina, die Liebenswürdigkeit des Alters. Das hat nun wieder JB. Ich hoffe nur, dass davon etwas bei dem ganzen Neuaufbruch übrig bleibt. So z.B. die große Auswahl an gastronomischen Einrichtungen aller Schattierungen. JB ist ein wichtiger Industrie-, Tourismus- und Handelsknotenpunkt im Süden Malaysias und eines der größten Industriezentren des Landes. Dagegen ist Singapur der Staat selbst mit allem was dazu gehört, aber touristenfreundlicher. 

Nach Singapur
Das Highlight war der Ausflug von hier nach Singapur. Den starteten wir von der Johor Bahru Sentral Railway Station. Ein riesiger Gebäudekomplex für den Transit nach Singapur. Mit Eisenbahn- und Busverbindung, Einkaufscentren und allen möglichen Restaurants. Wir reihten uns mit tausenden anderen in die Schlangen vor der Immigration und dem Busterminal ein. Ich muss gestehen, wenn Franz nicht gewesen wäre, hätte ich mich hoffnungslos in dem Gewimmel verfranzt (!). Es war eine schnelle Einreiseprozedur, dann ein langer Weg bis zur Singapurer Immigration zu Fuß, dann mit dem Bus über die Brücke, den Johor-Singapore Causeway, um danach dort in einen regulären Bus wechseln und zur nächsten U-Bahn-Station fahren. Das hat ganz schön lange in dem Gedrängel gedauert. Über die Brücke floss ein unendlicher Strom von Autos, Bussen, Moped- und Motorradfahrern sowie Fußgängern. Durchschnittlich fahren laut Wikipedia hier pro Tag etwa 60.000 Fahrzeuge. Früh hin - abends zurück.

Der Boat Quay mit den vielen kleinen Restaurants vor der imposanten Kulisse der Hochhäuser 

Bild oben: Die Bridge Senai Desaru. Foto: othyefotoblog.blogspot.de
Bild unten: JB eine Stadt im Umbau

Bild oben: Diese alten zusammengeschachtelten Bauten werden abgerissen.
Bild unten: Indisch-Malaysisches Restaurant an der Straßenbaustelle.

Bild oben: Der Old Chinese Temple umgeben von Hochhäusern.
Bild unten: Yunan Tom Nam Seafood in der Nähe unseres Hotels "Golden Court". Foto: Google Streetview

 Die wenigsten sind davon Touristen. Die aus Johor Bahru fahren zur Arbeit nach Singapur, die aus Singapur zum Einkaufen nach Johor Bahru. Stoßstange an Stoßstange fuhren die Busse im Schritttempo, Mopeds dicht bei dicht. Es gibt noch einen zweiten Übergang weiter östlich nahe der Raffles Marina und dort sieht es genauso aus. Nach Passieren der Grenze stiegen wir in die U-Bahn und ohne Aufenthalt Richtung Marina Bay. Mit diesem Ausflug dorthin kamen wir schon an die Grenzen eines Tagesausfluges, denn alles musste erlaufen werden. Egal wie die Füße weh taten, es hat sich absolut gelohnt diesen Stadtteil der Superlative zu besuchen. Ich habe schon einige Bilder gesehen, doch was ich da im Original zu sehen bekam, übertraf alle Erwartungen.
Von der U-Bahnstation kommend liefen wir an der Bayfront entlang in Richtung der Helix Brücke. Ich konnte mich gar nicht oft genug umdrehen, um die imposante Hochhausfront mit ihren glitzernden Glasfassaden zu bewundern. Bestimmend war jedoch das futuristische Gebilde des Marina Bay Sands. Dieses Luxusresort ist auf 3 hochmoderne Hochhäuser verteilt, welche oben durch eine Dachterrasse mit Infinity-Pool in Form eines Bootes verbunden sind. Den Besuch dieser Terrasse haben wir uns aus Zeitgründen geklemmt, obwohl man von dort einen fantastischen Ausblick auf die Stadt hat. Nun, umgerechnet 25 € wollten wir auch nicht zahlen, um mal einen Blick von oben zu erhaschen. Und baden wie in dem flachen Pool kann man auch woanders. Übrigens wird hier Sauberkeit ganz großgeschrieben: Ganz im Gegensatz zu seinen Nachbarstaaten ist Singapur unglaublich sauber. Hier findet man weder in der MRT (U-Bahn), noch auf den Straßen auch nur einen Kaugummi oder Zigarettenstummel. Grund dafür sind die enorm strengen Gesetze des Stadtstaats. Hier drohen saftige Geldstrafen. Selbst auf der Marina Bay wurde jeder vom Wind ins Wasser gewehte Plastikbecher durch ein Reinigungsboot aufgesammelt. Wahrlich, es war ein Fest fürs Auge am ArtScience Museum vorbei zu bummeln und die Helix-Brücke zu überqueren. Die auch als Doppelhelix-Brücke bekannt, ist eine Fußgängerbrücke, die das Marina Centre mit Marina South innerhalb der Marina Bay von Singapur verbindet. Diese Konstruktion aus Glas und Edelstahl zu beschreiben ist eine Herausforderung. Besser man sieht sich die Bilder an. Von der Brücke bietet sich ein beeindruckender Ausblick auf die gesamte Marina Bay. Vieles konnten wir nicht besuchen, so auch den Gardens by the Bay. Die Zeit war zu knapp bemessen. Den Merlion Park betrachteten wir aus der Ferne. Hier steht das Wahrzeichen Singapurs, der Löwe “Merlion” - ein aus den englischen Worten mermaid (Meerjungfrau) und lion (Löwe) zusammengesetztes Kunstwort für den Schutzpatron des Stadtstaates - bezeichnet ein Fabelwesen aus Löwe und Fisch.

Der Löwenkopf symbolisiert Stärke und Furchtlosigkeit, der Fischkörper den Ursprung aus und die Verbundenheit mit dem Meer (WIKIPEDIA). Ein schönes Symbol.
Über die Raffles Ave, ein Teil der Formel 1-Rennstrecke, durchquerten wir Downtown Core mit seinen Theatern und dem Parlament. Über die Elgin Bridge erreichten wir endlich den Boat Quay zur wohlverdienten Ruhepause in einem der vielen kleinen Restaurants welche sich vor der imposanten Kulisse der Hochhäuser als ein schönes Beispiel der Integration von Altem in Neues darstellte. Benommen von den vielen Eindrücken glaubte ich, dass hier unsere Exkursion ein Ende finden würde. Weit gefehlt, denn Franz, der die Perle Süd-Ostasiens bereits kannte, hatte natürlich den nächsten Höhepunkt im Visier. Das war das berühmte Raffles Hotel und im Hotel die „Long Bar“, das eigentliche Ziel. Das noble Hotel hat eine lange und bedeutsame Geschichte aus der Kolonialzeit hinter sich und überzeugt noch heute durch die schöne Architektur und das besondere Ambiente. Es ist ein 5-Sternehotel von gediegener Art und sehr traditionsbewusst.
Ich schritt also erwartungsvoll hinter Franz die Treppe im Innenhof in den 1. Stock hinauf und wir betraten am frühen Nachmittag die gerammelt volle Bar. Sie ist im ursprünglichen Kolonialstil erhalten. Nur, dass die Fächer an der Decke nicht mehr von Bediensteten in Bewegung gehalten wurden, sondern einen elektrischen Antrieb hatten. Wir fanden einen freien Tisch auf dem, wie auf allen anderen, Jutesäckchen mit Erdnüssen standen. Franz erklärte mir, dass man die futtern und die Schalen auf dem Fußboden, ohne ein Stirnrunzeln beim Kellner hervorzurufen, entsorgen kann. Anfangs war mir das etwas suspekt, aber dann beteiligte ich mich enthemmt an dieser Sauerei. Zuerst ein Tiger Bier gegen den Durst. An den Nachbartischen tranken die Frauen den dort erfundenen Singapur-Sling. Ein Cocktail mit viel Eis und die Männer tranken Bier. Den Süßkram haben wir uns erspart. Dann bestellte uns Franz was Besonderes. Ein Bier, das in Half Yard Gläsern komplett mit Ständer serviert wird. Nicht ganz billig, aber ein Genuss. An den Nebentischen gab es ein großes Hallo und die Männer, welche uns schon leichtbedudelt beobachteten, bestellten, gegen den Protest ihrer Frauen, ebenfalls so ein Gerät. Dabei beließen wir es, denn wir wollten ja aus der kühl temperierten Bar noch bei der draußen herrschenden Hitze nach Johor Bahru zurück. Das bewerkstelligten wir auch, erfrischt vom Bier und bester Laune, in einem überfüllten Bus mit den nach Johor Bahru zurückströmenden Werktätigen. An der Sentral Railway Station verließen wir das Gewühl und beschlossen den Tag bei in einem ruhigen Straßenrestaurant nahe dem Hotel. Ich hatte Satayspieße und Franz wohl Chart Kuey Teow, ein scharfes Nudelgericht.

Singapur, Marina Bay, Die phantasievolle Konstruktion aus Glas und Edelstahl, gestaltet nach der Doppelhelix



Das Stadtbild von Marina Bay begeistert durch eine faszinierende Mischung aus modernster Hochhausarchitektur und Bauten aus der englischen Kolonialzeit.
Diese Gruppe von Hochhäusern an der Marina Bay bilden das größte Geschäftsviertel Singapurs. 

Bild oben: Ein schier unendlicher Strom von Mopeds, PKW, Bussen und LKW ergießt sich auf dem Johor-Singapore Causeway in Richtung Singapur.
Bild unten: Das futuristische Gebäude des Marina Bay Sands mit dem Infinity-Pool in Form eines Bootes.
Bild oben: Auf dem Boat Quay ein Restaurant neben dem anderen
Bild unten: Endlich eine Pause nach der kilometerlangen Wanderung
Bild oben: Die wunderschöne Konstruktion der Helixbrücke
Bild unten: Das Wahrzeichen Singapurs Merlion - Fabelwesen aus Löwe und Fisch.

Am kommenden Tag machten wir uns zur zweiten Etappe unseres ausgedehnten Landgangs auf. Die Tickets für den Bus bestellte ich für unsere Landpartie im Internet, was kein Problem war. Wir erhielten Fahrkarten mit einer Platznummer in einem sehr bequemen Reisebus. Allerdings gab es keine Möglichkeit die Tickets auszudrucken. Also ging Franz mit meinem Tablet zum Einchecken und bekam problemlos die Tickets. Nicht einfach in dem Gewühl am Busbahnhof.

Nach Malakka, (mal. Melaka, engl. Malacca)
Man hatte uns gesagt, dass die Reise mit dem Bus durch eine schöne abwechslungsreiche Landschaft führt. Hallo! Die Fahrt ging über eine Autobahn und zu beiden Seiten begrüßten uns Ölpalmen in wohlgeordneten Plantagen. Das gleiche Spiel wie in Borneo. Nach 10 km war ich eingeschlafen. Unser Hotel war eine Überraschung. Nun ja, Bed & Breakfest, aber im Zentrum, was meine Füße sehr gefreut hat. Das Gebäude wurde vor dem Ersten Weltkrieg im Jahre 1914 von den Holländern errichtet und ist eines der am besten erhaltenen in der Stadt. Die umliegenden Gassen sind von klassischen Kolonialvillen gesäumt, die aber leider dem Verfall anheimgefallen sind. Eigentlich schade, denn im Zentrum wurde sehr viel renoviert. Es ist eine auf Touristen zugeschnittene Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten. Sie ist ziemlich international: Es gibt einen Sultanspalast, eine portugiesische Festung, ein niederländisches Stadthuys, einen britischen Wetterhahn, Hindu-Tempel, chinesischen Tempel, Moscheen und eine Menge Museen.
Jede Kolonial- und Besatzungsmacht hat ihre Spuren hinterlassen. Und das waren viele. Vier Weltreligionen sind hier ohne Querelen präsent. Malakka liegt an der Meerenge gleichen Namens und war natürlich an dieser viel befahrenen Route ein begehrter Standort für militärisch potente Besatzer. Hier sollte ein großer Überseehafen hin, aber das viele Geld war in den Sand gesetzt, welcher das Unternehmen buchstäblich versanden ließ. Wasser, mit seinen unberechenbaren Strömungen, geht eben seinen eigenen Weg und versandete den Hafen.
Die Touris sorgten für das entsprechende Wuhling und es herrschte Sprachfasching.

Am Schlimmsten fand ich zwar nicht die fantasievoll geschmückten Rikschas, sondern die laut plärrenden Musikmaschinen, die an den Fahrzeugen installiert waren. Das Gute daran war, dass man sie beizeiten gehört hat. Unser erster Besuch galt dem Dutch Square und dem berühmten kolonialen Stadhuys. Weiter ging es zum Fuß eines Hügels zu an einer ziemlich mitgenommene Mauer mit einer Kanone davor: der frühere Eingang zur portugiesischen Festung A Famosa. Von hier aus kann man an jeder Menge Souvenirhändlern vorbei auf den St. Pauls Hill steigen, auf dem Reste der St. Pauls Church stehen und von wo aus man einen schönen Blick über Malakka hat. Diese Kirche ist eine alte Urine, die im Jahre 1521 von Portugiesen gebaut wurde. Es ist schon interessant und lustig, wenn zwei Buchstaben gedreht, einen völlig anderen Sinn ergeben. Ich habe die Wortschöpfung von meinem Sohn Klaus. Wir besuchten vor vielen Jahren meine Schwester und ihre Familie in Tharandt bei Dresden. Mein Sohn war damals 5 Jahre alt und sah die dortige Burgruine. Er fragte mich: „Papa, ist das eine Urine?“ Ich musste sehr lachen und habe das nie vergessen. Erlebnisreich war ebenfalls die in China Town gelegene Jonker Street, eine Flaniermeile mit hunderten Ständen, die ein breites Warenangebot zwischen Kitsch und seriöser Handwerkskunst anbieten. Am Ufer des Flusses, Sungai Melaka der kurvenreich durch Malakka führt, dort wo früher der alte Hafen war, ist der beeindruckende Nachbau jenes portugiesischen Segelschiffes Flor de la Mar zu besichtigen, mit dem der Kapitän Albuquerque 1511 nach Malakka kam, um diese Handelsstadt zu erobern. Alles sehr geschichtsträchtig, auch die anderen Museen sowie der in Chinatown befindliche älteste chinesischen Tempel in Malaysia, dem Cheng Hoon Teng–Tempel. Nun, in zwei Tagen durch sechs Jahrhunderte spazieren, ist schon eine Herausforderung an Körper und Geist. Glücklicherweise befand sich schräg gegenüber vom Hotel das kleine aber feine chinesische Nudelrestaurant Hong Sheng, wo wir uns gut erholen konnten.
Alles in allem, das Geld des UNESCO-Weltkulturerbes scheint in dieser Stadt sinnvoll ausgegeben zu sein.

Diese Videos von You Tube zeigen das, was man schwer beschreiben kann.

Ansicht der Marina Bay von Singapur

Das bunte lebendige Malakka

Das Zentrum von Malakka der Dutch Square (Holländische Platz) mit der Christ Church, dem Stadhuys und dem Tang Beng Swee Clocktower

Bild oben: In der Longbar des Raffles Hotels ein Bier in Half Yard Gläsern.
Bild unten: Das alte ehrwürdige, aber noble Raffles Hotel.

Unser Hotel In Melaka erbaut im hölländischen Kolonialstil, ein recht billiges Bed & Breakfest. Es reichte zum Übernachten.

Bild oben:  Am"Roten Platz" wird auf Touris gelauert.
Bild unten: Die reich geschmückten Fahrradikschas (Trishaw-Fahrer) sind mit einer lautstarken Lautsprecheranlage ausgestattet, welche vorwiegend Bollywod-Musik herausplärren. Sie erfahren jedes Jahr durch ihre Besitzer eine neue unglaublich kreative Gestaltung. 

Nach Kuala Lumpur
Der bequeme Reisebus nach KuLu war wie alle anderen auf gefühlte 0° heruntergekühlt und das erste Mal seit langem habe ich tatsächlich etwas gefroren. Die Fahrt dauerte etwa 2 Stunden und wir kamen vom Kuala Lumpur Sentral Bahnhof per Taxi wohlbehalten am Hotel an. Das war das Nan Yeang Hotel in Chinatown. Ein chinesisch geführtes (2-Sterne) und sehr praktisch gelegenes großes Hotel in einer Stadt der Superlative. Vor allem: es war gut gekühlt, denn die Außentemperaturen lagen bei etwa 33°+ und kein kühlender Wind. Über reichhaltige Getränke (auch nicht um prozentual reichhaltigere!) musste ich mir keine Sorgen machen. Malaysia ist ein muslimisches Land und infolgedessen ist Alkohol nicht überall im Angebot. Aber in Chinatown und Umgebung ist ein Tiger- oder Anchorbier überall zu haben. Harte Getränke empfehlen sich wegen der Hitze ohnehin nicht. Überall an der Straße wurden Getränke angeboten. Das fing zu meiner Freude schon vor dem Hotel an. Ein Händler bot frisch gepressten Zuckerrohrsaft an, den er mit einer Presse aus Zuckerrohrstangen gewann und mit viel Eis anbot. Auch gab es allenthalben frisches Obst, frisch gepresst oder mundfertig geschnitten. Diese Gelegenheit habe ich weidlich ausgenutzt und mich gegenüber dem Hotel an einem Stand an der Durianfrucht erfreut. Oder Trinkkokosnüsse, deren Wasser mit Abstand der beste Durstlöscher überhaupt ist. Die Durian war sehr wohlschmeckend, süß und hat einen unvergleichlichen Geschmack. Er erinnert an Walnuss und Vanille. Allerdings sagt am, sie „Schmeckt wie der Himmel, stinkt wie die Hölle“. Die Stinkfrucht wird erst im überreifen Zustand unerträglich. Sie duftet dann wie Kinderkacke und ist in Südostasien deshalb in Hotels, öffentlichen Verkehrsmitteln und Flugzeugen verboten.
Ich war sehr zufrieden, pinkeln musste ich nicht oft, denn ich hab alles Flüssige ausgeschwitzt . Pardon! Es ist nun mal so. Der erste Gang war natürlich am Nachmittag auf den Nachtmarkt gegenüber dem Hotel in der Petaling Street. Tagsüber waren das stille Seitenstraßen aber am Nachmittag entfaltete sich der Markt, wie eine exotische Blüte mit hunderten Ständen auf denen alles von Klimbim bis gutes Essen angeboten wurde. Dazu jede Menge Nudelbuden, Fischrestaurants usw. Wenn man hier wirklich was einkaufen will, sollte man sich vorher auf seine Verhandlungsfähigkeiten prüfen lassen. Feilschen gehört hier zum guten Ton und ist eine besondere Kultur. Handtaschen, Uhren, Turnschuhe, Kleidung und vieles mehr an falschen Markenartikeln kann man erstehen. Aber da ich schon eine Armbanduhr hatte, brauchte ich nicht noch eine Rolex. Es ist ein mächtiges Gedrängel zwischen den eng gestellten Ständen. Aber es macht großen Spaß die bunte Vielfalt zu erleben und sich durchzufuttern. Tja, die Mädels habe ich mir auch vom Leib gehalten. Sie boten diverse Massagen (?) an und Franz klärte mich auf, dass ich als alter Knacker, der so guckt, als möchte er nochmal, genau in ihr Beuteschema passte.


Wir hatten uns viel vorgenommen, um an den wenigen Tagen unseres Aufenthaltes wenigstens einen bescheidenen Eindruck von dieser Metropole zu bekommen. Also zuerst die Tradition, dann die Moderne und schließlich die Kultur. Wie immer ein schweißtreibendes Programm, welches wir mit dem Besuch des Nationalen Geschichtsmuseums (Muzium Serajah Nasional) beginnen und interessante Einblicke in die Geschichte Malaysias erhalten. Es liegt in unmittelbarer Nähe zum Merdeka Square, einem der Wahrzeichen von KuLu. Der Platz ist auch als Datarn Merdeka bekannt und eine große symbolische Bedeutung, denn hier hat Malaysia 1957 seine Unabhängigkeit (Merdeka) ausgerufen und die britische Kolonialherrschaft beendet. Der riesige Platz, wird von historischen Gebäuden umringt, wie dem prachtvollen Sultan Abdul Samad Building und der anglikanischen Kathedrale St. Mary. Am 31. August jedes Jahres findet normalerweise die Merdeka Day Parade, eine Militärparade statt.
Malaysia ist ein Land mit einem traditionellen Respekt vor der Vergangenheit. Das ist überall zu spüren und die Malaysier sind stolz darauf. Der Weg führte uns weiter zur Masjid Negara, der Nationalmoschee von Malaysia. Ich war schon etwas knülle und Franz besuchte sie violett gewandet, während ich mich mit, von einer Muslima verteiltem, gut gekühltem Wasser in den Schatten eines Baumes zurückzog und abruhte. Das Gebäude ist sehr imposant der Schatten aber auch.
Beim weiterspazieren machte sich Franz ein Vergnügen daraus mich raten zu lassen, was das für ein Gebäude sei, welches idyllisch vor uns auftauchte. Ein Palast? Ein Museum? Eine Residenz? Nichts dergleichen sagte Franz. Das ist der Bahnhof! Also das fand ich nun wieder übertrieben, aber er ist ein Relikt aus der Kolonialzeit. Mir hat das Gebäude sehr gut gefallen. Außen exotisch - innen ein moderner Bahnhof. Neben der großen Shoppingmeile dem Central Market mit mehr als 300 Geschäften und Restaurants befindet sich die überdachte Fußgängerzone Kasturi Walk. Verkaufsstand an Verkaufsstand, Bude an Bude mit allem, was man nicht braucht, aber hübsch bunt aussieht. Aber die eigentliche Entdeckung war davor ein indisch-malaysisches Restaurant, das „Restoran Yusoof dan Zakhir“. Man entdeckt es sehr schnell, denn es hat eine quietschbunte gelbe Fassade. Hier haben wir hauptsächlich das Standardessen Roti (Brot) oder Naan (auch Brot) gefrühstückt. Ein Roti Teltur oder Telor ist Standard. Ein Roti Canai mit einem Ei darin unser Frühstück. Es wird vorbereitet, indem man einen geschleuderten Teigfladen auf eine geheizte eingeölte Edelstahlplatte wirft, ein Ei auf die Innenseite schlägt und verteilt. Nachdem das Ei gestockt ist, wird es zu einem Rechteck zusammengefaltet und umgedreht. Auf You Tube hat es ein sehr anschauliches Video: https://youtu.be/xNQSFCfjxuU. Man kann es nachmachen. Aber nicht auf dem Schiff!

Bild oben: Das Sultan Abdul Samad Gebäude auf dem Merdeka Square
Bild unten: Kein Sultanspalast sondern der Bahnhof

Bild oben: Am Eingang des "Restoran Yusoof dan Zakhir". Es werden Naan produziert.
Bild unten: Im Tandoori- oder Tandurofen werden Naan gebacken und Tandoorichicken zur Reife gebracht

Bild oben: Die schöne Jame´Asr Hassanal Bolkiah Moschee - ein Nationalheiligtum
Bild unten: Franz auf dem Weg in die Moschee. Diesmal violett gewandet.

Aussicht auf Kuala Lumpur von den Petronas Twintowers

Wie die meisten Rotis wird es mit einer Art Curry oder Dahlsoße serviert, die immer im Preis inbegriffen ist. Roti und auch Naan gibt es in den verschiedensten Variationen. Mit Hühner-, Rinder-, Hammel- oder Fischcurry und auch ein Curry aus Kichererbsen oder Linsen. Die Suppen nennt man dahl oder daal. Jedenfalls kann man in Roti alles einwickeln, was essbar ist. Naan oder Chapati dagegen wird ganz anders hergestellt. Dazu hatte es am Eingang des Lokals, der Hitze wegen und auch wegen dem Schaueffekt, einen großen fetten mit Gas beheizten Tonofen - einen Tandur- oder Tandoori-Ofen. Der Tandur dient zum Backen von Fladenbroten, dem Naan, die dazu an die oberen heißen Seitenwände gepappt und nach dem Backen mit einem Feuerhaken wieder herausgezogen werden. Auch Tandoorichicken werden im Tandur gebacken. Dazu wird das Fleisch auf Spieße gesteckt und in den Ofen gestellt. Naan wird aus einem vorbereiteten Teigstück ausgerollt und mit einem großen Stempel auf die Seitenwand gedrückt. Der Ofen wird über 200°C heiß. Eine nicht ganz ungefährliche Arbeit, die viel Erfahrung braucht, denn die Brote sind schon nach wenigen Minuten gar und müssen dann durch die enge obere Öffnung des Ofens wieder ans Tageslicht bugsiert werden. Chapati dagegen wird dünn ausgerollt und auf einem Tawa, einer Eisenplatte, von beiden Seiten gebacken.
Jedenfalls gibt es hier eine unglaubliche Anzahl der verschiedensten Speisen und Getränke. Da ich mich, was so meine Ernährung betraf, auf bestimmte Standards festgelegt hatte, war das mit den Getränken ebenfalls recht einfach. Ich stand auf Kaffee und Tee ohne Milch, aber mit viel Eis und etwas Zucker. Da gibt es ein paar feine Unterschiede. Ich bestellte also immer: Kopi´o ais. Kopi bedeutet Kaffee, das O bedeutet keine Milch und ais eben Eis. Beim Chinesen heißt das dann: Kopi Peng. Für Tee mit Zitrone gilt das Gleiche. Ice Lemon Tea ist verständlich und wird auch verstanden. Ansonsten heißt das: Teh´o ais Limau oder beim Chinesen: Teh peng Limau. Ich habe trotzdem einige Zeit gebraucht, bis ich es begriffen hatte. Nun ist allgemein bekannt, wie viele Kaffee- und Teespezialitäten es gibt. In Malaysia natürlich auch. Aber da ich es nicht brauchte, habe ich das gleich wieder vergessen.
Genug von Essen und Trinken, denn heute stand der Besuch der Petronas Twin Towers an, dem 452 m hohen Wahrzeichen von Kuala Lumpur. Es war früher Vormittag als wir nach einer Wanderung (man bekommt dabei viel von der Stadt mit) von etwa 3 km an diesem Monument aus Beton, Stahl und Glas ankamen.

Erst schluckte uns eine Shoppingmall, dann die unergründlichen Tiefen der vielen Restaurants, Souvenirläden und Ausstellungen, bis wir endlich den richtigen Fahrstuhl zum Eingang des 88-stöckigen Gebäudes fanden. Wir hatten Glück, denn wir hatten keine Wartezeit, Ticketkauf und Sicherheitskontrollen gingen überraschend schnell über die Bühne. Die Aussichtsplattform erreichten wir schnell mit dem Expressfahrstuhl in 360 m, hatten alle Zeit der Welt und einen überwältigenden Ausblick auf die Stadt und ihre Umgebung. Mit den beeindruckenden technischen Daten möchte ich keinen langweilen. Über diese wahrhaft asiatischen Dimensionen kann man detailliert im Internet nachlesen. Die vorgegebene Zeitbegrenzung brauchten wir nicht einhalten und ich konnte so geruhsam, wenn auch etwas aufgeregt, die Chipkarte vom Fotoapparat auffüllen. Soweit das Auge blicken konnte, wuchsen einem Wolkenkratzer entgegen, erblickte man Satellitenstädte eingebettet in viel Grün und ist erstaunt wie geschickt die Stadtviertel und Parks mit Seen und Grünanlagen angelegt sind. Schwer zu beschreiben. Man muss sich nur die Bilder ansehen, welche aber leider nur zum Teil den gewaltigen Eindruck dieser Metropole wiedergeben können.
Es beeindruckt mich nicht, dass die Türme nun nicht mehr die Höchsten sind oder andere Rekorde der Superlative besetzen. Was mich an dem Bauwerk beeindruckte - im Hinblick auf den tollen Flugplatzbau BER in meiner Heimatstadt, ist, dass von Planungsbeginn (!) 1992 bis zur Eröffnung 1999 tatsächlich nur etwas über 6 Jahre vergingen. Wahre Weltmeister.
Es hieß wieder einmal von einem erlebnisreichen Törn mit einem langen Landgang Abschied nehmen. Das machten wir auch bei einem kleinen Festessen der besonderen Art in Chinatown, und zwar in einem sogenannten Steamboat-Restaurant. Natürlich an einem Tisch draußen an der frischen Luft. Aber wie es da zugeht, erzähle ich später. Jedenfalls planten wir im Oktober uns in der Marina des Sebana Cove Resorts wieder zutreffen und mit der SY SAMBA Phuket (Thailand) anzusteuern. Eigentlich war es jetzt nur eine Unterbrechung. Denn die SAMBA sollte zur Überholung in die Werft nach Phuket.

Auf Wiedersehen Malaysia. Im Flugplatz zogen wir uns noch warme Klamotten an, denn in Deutschland war es kalt.

Vom fetten Fleisch meiner Erinnerungen kann ich noch lange zehren.

KuLu: Quirliges Leben in Chinatown 

Bild oben: Durian die köstliche Stinkefrucht
Bild unten: Chinatown - Restaurants auf der Strasse

Blick auf den Fernsehturm von den Petronas-Twintowers. Der ist eben einen Tick kleiner als die Twintowers.

Bild oben: Nicht zu übersehen - das "Restoran Yusoof dan Zakhir"
Bild unten: Trinkkokosnüsse - die besten Durstlöscher

Diese Videos von You Tube zeigen das, was man schwer beschreiben kann.

Im Gewühl der Jalan Petaling in Chinatown, Kulu

Die mächtigen Petronas-Twin Towers

Zentralmarkt und Kasturi Walk

Roti canai mit einer Dahlsoße

Teh ó ais oder Ice Lemon Tea oder Teh peng Limau

Skyline von Kuala Lumpur. Foto Nico Trinkhaus/Flickr

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