Segeln im Land der Ventilatoren und Klimaanlagen
1. Teil: Segeln von Kudat (Borneo) nach Pengerang (Malaysia)
Die Reise von Kudat im malaysischen Bundesstaat Sabah (Borneo) an der Nord-Westküste entlang über Brunei zum Sebana Cove Resort (Malaysia) und von dort über Land nach Kuala Lumpur
Eine schwierige Entscheidung
Das neue Jahr 2016 hatte kaum begonnen, da besuchten mich Franz und Silja; seine Frau Freundin. Ziel der Aktion war, mich davon zu überzeugen, dass es für mich doch gar nicht so schlecht wäre, erneut an einem Segeltörn teilzunehmen.
Das Gespräch:
„Geht es die gut?“.
„Ja, mir geht es gut!“.
„Na bitte!“
Ich muss dazu sagen, dass es um mich in den letzten Jahren so gar nicht zum Besten stand. Ich hatte „Rücken“ und andere Wehwehchen. Bei meinen Spaziergängen war ich froh, dass von einer rentnerfreundlichen Stadtverwaltung Berlins irgendwo Bänke aufgestellt wurden und wir im Nachbarhaus einen Fahrstuhl hatten, mit dem ich bequem über einen Laubengang unsere Woh-nung erreichen konnte. Nun, ich hatte mich, einsichtig, wie ich war, 2006 auf den Similan Islands, Thailand, von der Segelei wehmütig, aber ohne zu heulen, verabschiedet. Aus die Maus. Ich konnte nicht mehr. Bandscheibenvorfall, Schmerzen ohne Ende und nichts mehr richtig auf dem Schiff händeln können. Andere die Arbeit machen lassen, nee, kam nicht infrage. Ärztliche Behandlungen unterschiedlichster Qualität und der Wille nicht ins Sedum zu verfallen, baute ich mich langsam wieder auf. Meiner lieben Frau gefiel das. So, dann kam Franz mit dem Angebot. Törn von Borneo nach Malaysia, Februar bis April, einschließlich Landgang von Johor Bahru, Singapur, Melaka nach Kuala Lumpur. Meine Fresse! Mir schien, dass in meinem umwölkten Gehirn ein Gewitterleuchten stattfand.
Что делать, товарищ Ленин говорил! Das sagte er etwa 100 Jahre früher, wird aber immer noch von Zweifeln geplagten Menschen in der ganzen Welt genauso gesagt. Ja was tun? Zweifel, Bedenkzeit und Beratung mit meiner Frau. Sie sagte: Mach! Und ich machte. Das hieß Fitnesstraining, wieder Knoten knöten lernen, sich über das Internet mit Land und Leuten vertraut machen sowie mit Franz die Reise planen.
So kam es, dass Franz und ich die lange Reise von Dortmund nach Kudat (Malaysia, Borneo) antraten.
Ich flog einen Tag vorher von Berlin nach Dortmund, damit ja keine Probleme mit dem früh geplanten Flug von Dortmund nach Kota Kinabalu (Borneo) auftreten konnten. Silja, dort einhäusig, nahm mich gastlich auf, bewirtete mich gut und hatte die Organisation wie immer fest im Griff. Alles lief so wie geplant. Der Flug war wie immer eher langweilig und anstrengend, aber wir kamen wohlbehalten über Kuala Lumpur in Kota Kinabalu an. Übernachtung im Victoria Hotel. Eben nur Übernachtung. Allerdings hat es dort einen lebendigen Sonntagsmarkt und es war Sonntag. Bis in die späten Abendstunden ging das Treiben in welches wir zum Eingewöhnen in die malaysische Lebensart ungeachtet des Jetlag (25 Stunden Flug) begeistert eintauchten. Am nächsten Tag ging es dann mit einem Sammeltaxi nach Kudat. Nach unserer Ankunft in der Marina wollte ich gleich wieder zurück in das mit einer Klimaanlage gut gekühlte Auto. Immerhin waren es schwül-heiße 32°. Aber nichts half. Ich musste mich damit abfinden, da ohnehin das große Schwitzen angesagt war. Was solls, ich wollte es so.
Die Vorbereitung der Reise
Die SAMBA lag am Steg in einer schönen kleinen Marina. Der Marina Jetty. Diese gehört zum Kudat Golf & Marina Resort. Eine noble Einrichtung.
Aber für diese Einrichtung hatten wir kein Interesse, denn uns erwartete erst mal Arbeit der feinsten Art.
Das Schiff lag schon einige Monate hier und innen hatte sich, wie in allen tropischen Gefilden der Schimmel an den Wänden breitgemacht. Weiß-Grau mit einem Schimmer ins Bläuliche machte er sich unverschämt breit. Klar, das Schiff war während der langen Liegezeit abgeschlossen und eine ständige Durchlüftung nicht zu denken. Dazu das feucht-heiße Klima der Tropen, denn der Äquator befand sich gleich um die Ecke. Mit einem scharfen Desinfektionsmittel mussten nun alle Wände und Decken, die Schapps und Schubladen, die Kühlkiste und die Fußböden sowie Toiletten gereinigt werden. Das war innen und draußen nicht anders. Ein feiner Staubfilm hatte sich auf alles gelegt. Da hieß es schrubben ohne Ende. Nicht nur das Deck und das Cockpit, sondern auch die großen Abdeckplanen. Als es an Deck sauber war, es kam zuerst dran, mussten alle Polster, Matratzen, Kissen usw. in der prallen Sonne gebraten werden. Am dritten Tag kam der schwerste Teil für Franz. Der Rumpf unter Wasser musste von Pocken, Muscheln und Algen gereinigt werden. Das ging bei schlechter Sicht nur mit Spachtel und mit großer Anstrengung. Bei dieser Aktion hatte Franz zwei Tauchflaschen leergenuckelt. Ich konnte mich glücklicherweise anderweitig nützlich machen, denn tauchen war bei mir nicht mehr möglich. Versorgt haben wir uns im Restaurant der Marina. Hier wurde „Ice Lemon Tea“ bzw. auf malaysisch: Teh´o ais Limau zu meinem Standardgetränk. Schon wegen des vielen Eises im Glas. Ach, war das schön am Abend sich in dem luftigen Restaurant zu erholen. Danach noch ein Bier auf dem Schiff und ab in die Koje. Ich war fix und fertig. Was solls, ich wollte es so.
Dann kamen der Einkauf in der Stadt und das Stauen im Schiff. So vergingen vier Tage ohne eine einzige Minute Langeweile. Kudat ist eine kleine lebendige Stadt an der nördlichen Spitze von Borneo am Eingang zur Marudu Bay gelegen. Westlich davon liegt das Südchinesische Meer, östlich davon die Sulusee. Viel Zeit hatten wir für den Einkauf nicht, aber wir bekamen alles, was wir brauchten. Nur Rosinen waren nicht zu bekommen. Auf meinem Kochprogramm stand ganz oben für die Mittagszeit ein Obstsalat aus einheimischen Früchten. Um diesen etwas aufzupeppen, hatte ich ihm immer ein oder zwei Esslöffel in Rum eingelegte Rosinen zugegeben. Besser sind die dicken Sultaninen. Also fragten wir im Restaurant nach, wo wir denn welche bekommen könnten. Wir fragten nach Raisins. Kopfschütteln. Unbekannt. Erst der Koch sorgte für Aufklärung. Mit Raisins konnte er auch nichts anfangen. Erst als ich ihm auf meinem Tablet eine Abbildung zeigte, ging ein Leuchten über sein Gesicht. Das sind Kismis! Unter diesem Namen hatten wir am darauffolgenden Tag kein Problem uns für den Törn einzudecken.
Es sind zumeist kleine Familienbetriebe welche die Straßenrestaurants und Nudelbuden betreiben. Das Angebot ist sehr unterschiedlich, einfach und schmackhaft. In diesen kleineren Restaurants, in denen man nicht viele Touristen essen sieht, werden oft nur wenige Gerichte angeboten. Wenn man dort eine Menge Leute essen und trinken sieht, dann kann man sich sicher sein, dass das Essen dort gut ist.
Alle sind mit Ventilatoren unterschiedlichster Größe ausgestattet. Und meist sind die Plätze darunter besetzt. Nur wenige dieser kleinen Restaurants haben in geschlossenen Räumen eine Klimaanlage. Das wäre auch Unsinn, denn die kleinen Restaurants sind meist offene luftige Einrichtungen. Das trifft auch für kleine Läden zu. Dagegen haben größere Geschäfte und Restaurants, die Shoppingmalls sowieso, alle Klimaanlagen. Da wird auf Teufel komm raus die Luft derart runtergekühlt, dass man manchmal das große Frieren bekommt. Natürlich versuchten wir immer einen Platz unter einem Ventilator zu ergattern.
Bild oben: Die SAMBA in der Marina Kudat
Bild unten: Ziemlich groggy nach des Tages Arbeit bei + 32° C
Bild oben: Im Restaurant. Blick über die Marina auf das Südchinesische Meer
Bild unten: AGAL BAY, Franz und Reinhard haben den Anker ausgegraben
Bild oben: Unruhige Nacht in der AGAL BAY
Bild unten: Strand von Mantanani
Wie kurz nach Beginn der Reise uns ein erstes Problem forderte
Dann kam Reinhard an Bord und richtete sich ein. Leider war er nicht bis zum Ende der Reise dabei. Franz klarierte aus und am anderen Morgen ging es nach einem guten Frühstück endlich los. Es war ein wundervolles Gefühl das Ruder in den Händen zu halten, den leichten Wind aus Nordost zu spüren und mit dem Gesicht in der Sonne nach so langer Zeit endlich Bewegung des Schiffes unter meinen Füßen zu spüren. Es ging also erst einmal gegen an. Gegen Mittag runden wir Tanjung Simpang Mangayau (Tipp von Borneo), die nördlichste Spitze Borneos, zwischen der kleinen Insel Pulau Kalampunian und nehmen neuen Kurs Richtung Südsüdwest. Immer die Küste in Sichtweite. Der Wind frischte auf und erlaubte uns erstes Segeln mit dem Groß. Was für ein herrliches Gefühl.
Da wir die Nacht in einer ruhigen Bucht ankern wollten, steuerten wir die Agal Bay (Telukan Agal) an. Das Log zeigte 3 m und sollte ausreichen und wir hatten ablaufende Flut. Der Buganker wurde ausgebracht und dann beim Ausbringen der unerwartete, aber deprimierende sanfte Ruck, welcher anzeigt, dass wir aufsitzen. Verdammter Mist! Mit dem Handlot stellt Franz eine Wassertiefe von 2,20 m fest. Fazit: das Log war schlecht justiert. Also Anker auf und versuchen mit voller Pulle von der Sandbank herunterzukommen. Nur, das Eisen will nicht hoch und wir kommen auch nicht mit der Winsch zum Anker hin. Jetzt geht Franz ins Wasser und gräbt den Anker aus. Aber die Zeit läuft. Bald ist nichts mehr zu machen und wir müssen bis zur nächsten Flut warten. Hoffentlich gräbt sich der Rumpf nicht zu tief ein. Später, in der Werft in Phuket, sehen wir den abgeschliffenen Streifen am Kiel wo der Sand den Außenanstrich etwa 10 cm abgeschliffen hatte.
Beim ersten Tageslicht des kommenden Tages wird das Dingi beladen und 60 m Ankerkette ausgebracht. Wir konnten die SAMBA in Richtung Ausfahrt drehen. Gegen Mittag frischte der ablandige Wind auf und es gelang gemeinsam mit Maschine, Groß, Beiboot und Ankerwinsch mit der Flut das Schiff ins freie Wasser zu bekommen. Tief Luft holen, drei Kreuze machen, Franz für seine Erfahrungen danken und Kurs auf die Insel Mantanani (Kampong Mantanani) nehmen. Am frühen Nachmittag erreichten wir diese schöne Insel und liegen sicher vor Buganker in einer ruhigen türkisfarbenen See. Das Wasser war unglaublich sauber und wir konnten mindestens bis zu einer Tiefe von 10 m klar sehen.
Ich habe das Kochen übernommen
Ich habe übrigens das Kochen und was sonst noch dazugehört, übernommen. Also die Einkaufsplanung, das Kochen und Ordnung in der Pantry, wo ich aber z. B. Hilfe beim Abwasch und anderen „niederen Arbeiten“ nach dem Essen fand. Allerdings das nur, wenn nicht auf einem Landgang aushäusig gegessen wurde. Für den generellen Tagesablauf hatten wir einen festen Plan. Frühstück vor dem Ablegen oder wenn man nachts durchfuhr, kurz nach Sonnenaufgang. Es bestand zumeist aus Spiegelei mit Schinken, Wurst und Käse (von zu Hause mitgebracht) solange der Vorrat reichte, gebratene einheimische Würstchen, welche etwas gewöhnungs-bedürftig waren, Brot, das heißt einheimisches pappiges Weißbrot, welches nur angeröstet genießbar war, es sei, man hatte selbst gebacken. Das hatte wenigstens eine Kruste. Dazu, wegen der Vitamine und so, Rettich, rohes Weißkraut, Tomaten sowie natürlich Kaffee. Und sollte doch mal etwas vom Abendbrot übrig geblieben sein, schmeckt das in der Regel auch aufgewärmt oder veredelt als Salat. So reicherte ich z.B. den übrig gebliebenen Reis mit Früchten an. Zu Mittag, das war so gegen 12:00 Uhr, bereitete ich einen reichlichen Obstsalat aus Melone, Ananas, Papaya, Orangen, Bananen und anderen, gerade vorhandenen, einheimischen Früchten. Das war ein besonderes Vergnügen, da das Obst frisch und reif war und so schmeckte, wie es schmecken sollte. Natürlich mit in Rum eingelegten Kismis. Zum Abendessen versuchte ich jedes Mal ein anderes Gericht. Grundlage waren Reis, Teigwaren und Kartoffeln. Hühnchen-, Schweine-
und Rindfleisch sowie Fisch waren der Hauptanteil und an Gemüse das, was dazu passte und vorhanden war. So konnte ich sogar Spaghetti Bolognese, Kartoffeleintopf mit Rindfleisch und auch Schnitzel fabrizieren. Natürlich auch die einheimischen Gerichte mit viel Curry und Kokosmilch, wie Curryreis mit Chicken, Gemüsecurry, Chicken mit Kokosmilch und Mango usw. usw. Alles war gut organisiert, und die Arbeit in der Pantry eine schöne Erfahrung, die viel Spaß bereitete. Die Crew war’s zufrieden. Sagt sie. Über Bord haben sie mich jedenfalls nicht geschmissen. Jedenfalls handelte ich nach dem Motto meines Kochbuches „Dem kochwilligen Blauwassersegler“:
Seine Nahrung zubereiten kann jeder, aber ein Koch ist er dann noch lange nicht. Kochen ist kreatives Handwerk. Aber man muss dafür sorgen, dass jeder etwas Anständiges zu essen bekommt.
Natürlich gingen wir, wenn wir in einer Marina festmachten, in die einheimischen kleinen Restaurants oder in eine der unzähligen Garküchen essen. Das war immer ein besonderes Erlebnis, da sich hier auf Borneo die chinesische Küche mit der malaysischen und indonesischen Küche vermischt. Indisch sowieso. Besonders beliebt war Kolo Mee, das sind Nudeln mit Hackfleisch und diversen Fleischklößchen oder Laksa, eine säuerliche Suppe mit Nudeln, Gemüse, Shrimps und dit und dat. Dieses Gericht gibt es in unglaublich vielen Varianten, so wie Nasi- oder Bami Goreng in Thailand. Sehr froh war ich darüber, dass mich ein großer Ventilator bei der Essenszubereitung auf Temperatur gehalten hat.
Ausflug auf Kampong Mantanani
Bisher hatten wir eigentlich nur Arbeit und Aufregung. Aber jetzt mit dem Besuch von Mantanani konnten wir endlich das Segeln und den Landgang richtig genießen. Den machten wir dann auch am folgenden Tag. Zuerst besuchten wir das dortige Dorf, eine kleine Siedlung mit einem kleinen Verkaufsladen, einer Schule und kleineren Home Stays. Ich wunderte mich, dass die kleinen Gärten vor den Häusern mit hohen Zäunen gesichert waren. Die Erklärung bekam ich später, als ich die frei umherlaufenden gut genährten Kühe sah, welche zum Leidwesen der Einwohner leider alles gnadenlos wegfressen. Den Kühen geht es übrigens bestens, denn die Insel ist grün und überall liegen Kokosnüsse rum, die von den Kühen gefressen werden. Eine Alm hat es nicht, denn die Insel liegt nur 1 m über dem Meeresspiegel und Gras wächst hier nicht. Die Einwohner arbeiten in einem Backpacker Hostel, dem Mari Mari Backpackers Lodge und einigen kleineren Resorts sowie einer Tauchbasis. Außerdem versorgen sie die mit Speedboats anreisenden Touris, welche zum Schnorcheln und Baden von Kota Kinabalu herüberkommen. Zudem gibt es noch einige Fischer, welche für den Eigenbedarf sowie für die Hostels fischen. Hier lebt man hauptsächlich vom Tourismus. Es ist einsam und ruhig auf der Insel. Der richtige Ort zum Entspannen. Die Insel an sich ist ein Traum: türkisfarbenes Wasser, weiße Strände und eine vorgelagerte Felsinsel, die den Sonnenuntergang doppelt so schön macht.
Wir spazierten durch das Dorf, kauften im Laden Cola und Franz handelte einem jungen Mann eine Trinkkokosnuss für jeden ab. Na ja, die musste er aber erst von der Palme holen. Das ging ziemlich fix und ohne Sicherungsseil wuselte er die Kokospalme hoch und lies an einem mitgenommenen Seil ein Bündel Nüsse herunter, kletterte herab, nahm seine Machete, köpfte die Nüsse und überreichte jedem von uns grinsend eine Nuss mit Trinkhalm. Das Kokoswasser war überraschend kühl, der Geschmack angenehm, nicht zu süß und nicht zu sauer. Ich kannte das erfrischende Getränk schon aus Brasilien, eben ein idealer Durstlöscher.
So gestärkt, verbrachten wir einen schönen relaxten Tag bevor wir am kommenden Tag den Anker lichteten und Kota Kinabalu ansteuerten.
Bild oben: Die erste Bohrinsel vor Kota Kinabalu
Bild unten: Die Grundlage für den mittäglichen Obstsalat
Bild oben: Tankstelle auf dem Wasser
Bild unten: Großreinemachen in der Marina von Labuan
Bild oben: Eine der Varianten von Laksa
Bild unten: Gebratene Garnelen in einer Curry-Kokos-Milch-Soße (Udang Sambal Serai Bersantan).
In Kota Kinabalu
Zwischen Sepanggar und den Gaya Islands segelten wir in die Likas Bay und passierten das Wasserdorf Pondo an Steuerbord. Das ist eine Siedlung, in der ein Großteil der illegal nach Kota Kinabalu (KK) eingewanderten Philippinos in Pfahlbauten lebt. Auf der Insel befinden sich fünf Dörfer in denen neben den Illegalen auch Angehörige der Minderheit der Bajau und Ubian in einem anderen Dorf in der Kolonie, die in KK ehrlicher Arbeit nachgehen, leben. Die Dörfer sind größtenteils Pfahlbauten, vor deren Betreten allerdings wegen der dort herrschenden unsicheren Lage gewarnt wird. Selbst von der Polizei werden die Dörfer gemieden. Auch sollen dort die Lebensbedingungen schlecht sein.
Die Likas Bay ist eine mit Motorbooten stark befahrene Bucht. Deshalb holten wir das Tuch runter und motorten an einer Wassertankstelle (Quatsch, Tankstelle im Wasser), dem Kota Kinabalu Central Market und anderen Märkten zur Sutera Harbour Marina und Resort. O ha, eine Edelmarina. Die Ansteuerung war nicht schwierig. Jedenfalls war sie auf das Feinste ausgestattet und hatte alles, was das Herz eines Seglers erfreut. Entsprechend waren auch die Preise.
Kota Kinabalu (KK) ist nach dem Mount Kinabalu benannt, der etwa 50 Kilometer ostnordöstlich der Stadt liegt und uns aus der Ferne immer wieder an weitere Schönheiten dieser geschichts-trächtigen Insel erinnerte. Er ist etwa 4000 m hoch und wie so vieles in Malaysia heilig. KK ist eine moderne und sehr lebendige Stadt und wir hatten sie ja schon kurz kennengelernt. Besonders hat es mir, wie in Thailand, der Night Market angetan. Dann begrüßten wir Jork, den Eigner, der uns eine Strecke begleiten wollte. Jetzt waren wir zu Viert.
Der erste Landgang führte uns natürlich zu dem Night Market, welcher direkt auf der Straße am Hotel Victoria aufgebaut war. In diesem Hotel hatten wir ja schon vor unserer Weiterreise nach Kudat genächtigt. Hier war mächtig viel Trubel angesagt. Am kommenden Tag war großes Einkaufen und Stauen angesagt.
In den weitläufigen Markthallen bot sich das mir schon bekannte unfassbare große Sammelsurium an Fleisch und Fisch, Gemüse und Obst, bekannten und unbekannten Gewürzen, Kräutern, anderen Lebensmitteln sowie an einheimischen Gerichten. Nun hatte ich auch die Bordkasse zu betreuen. Was einzukaufen war, hatten wir untereinander aufgeteilt. Ich kam kaum mit dem Aufschreiben des ausgegebenen Geldes und selbst einkaufen hinterher, so schnell brachten mir die anderen ihr Eingekauftes. Meine einzige Sorge war, in dem Trubel nicht die Übersicht zu verlieren. Es hat trotz der Hektik einen Riesenspaß gemacht und wir konnten für unsere weitere Reise alles, außer alkoholischen Getränken stauen. Den Alk zu kaufen hatten wir uns für die Insel Labuan aufgehoben. Dort war es wegen der Freihandelszone wesentlich billiger.
Das Steuerparadies und Duty-Free-Labuan und der Abstecher nach Brunei
Franz klarierte aus und wir verließen KK in Richtung der kleinen Vulkaninsel Pulau Tiga. Auf die Möglichkeit ein Schlammbad zu genießen, haben wir verzichtet. Auf der Insel gibt es noch tätige Vulkane, welche zwar kein Feuer, sondern Schlamm ausspucken. Es wäre für uns zu aufwändig gewesen diesen sicherlich idyllischen Ort zu besuchen. Die Zeit. Es war eben nur als ein Zwischen-stopp auf dem Weg nach Sultanat Brunei Darussalam in der Brunei Bucht. Mit 4 bft segelten wir flott die etwa 50 sm und machten am späten Nachmittag in der Labuan Marina fest.
Vorher bekamen wir so langsam einen Begriff davon, was es heißt, in ein Land wie Brunei zu kommen, welches seinen Reichtum den großen Ölvorkommen verdankt. Zuerst sichteten wir immer mehr Bohrtürme in allen Phasen ihres Betriebes und dann mussten wir uns vorsichtig durch Hunderte vor Anker liegende Schiffe lavieren, welche zum Bau, Schleppen und Unterhaltung von Offshore-Bohrinseln eingesetzt werden. Ein beeindruckendes Bild von den vielen Materialtransportern, Ankerziehschleppern und Sicherheitsschiffen. Das hier so viel auf Reede liegen hat wohl seine Ursache darin, dass derzeit die Förderquoten weltweit zurückgegangen sind.
Labuan ist eine der malaysischen Steueroasen. Bei der Steueroase handelt es sich um das Bundesterritorium Labuan. Eine kleine Insel nur wenige Kilometer von der Steueroase Brunei entfernt. Hier sind mittlerweile etliche große asiatische und internationale Offshore-Unternehmen ansässig, und das hat seinen Grund. Seit 1990 hat Malaysia diese Insel zu Sonderwirtschaftszone erklärt, und es gelten dort andere Regeln, besonders bei Steuern und Preisen, als im Rest der Welt. Deshalb hatte ich den Eindruck, dass die Menschen hier besonders herzlich lächeln.
Das Einklarieren gestaltete sich etwas schwierig, denn in der Marina ging das nicht und wir mussten zum Fährterminalgebäude. Die Einklarierungsformalitäten waren problemlos aber zeitaufwändig, denn die Beamten von Immigration und Zoll erschienen eigentlich nur, wenn eine Ferry ankommt oder abfährt. Also hieß es irgendwo einen Beamten aufstöbern und ihm klarmachen, was Sache ist. Hat dann auch geklappt. So konnten wir denn, abgestempelt und klariert, uns dem Kaufrausch des Duty-Free-Shoppings hingeben. In KK hatten wir uns schon reichlich mit Lebensmitteln versorgt und wollten hier nur das Getränkedefizit in Form von Bier und anderen diversen Alkoholika ausgleichen. Das gelang uns denn auch zur Freude des Verkäufers in der Hoon Hin Trading Company. Das zum Abtransport der vielen Paletten und Kartons gerufene Taxi war knüppeldicke voll. Einkauf, Transport und Bunkern auf dem Schiff war jedenfalls bei +30° C eine schweißtreibende Angelegenheit. Auch hier in Labuan machte ich die Erfahrung, dass wenn man auf dem Fischmarkt oder anderen Märkten einkaufen will, früh zeitig erscheinen muss, denn kommt man erst gegen Mittag, haben schon viele Stände geschlossen oder ein Großteil der frischen Ware ist bereits verkauft. Also auch hier: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Trotzdem erstanden wir auf dem beeindruckend großen Pasar Central ausgezeichneten frischen Thunfisch, welcher als Thunfischsteak mit Tomatensalat hervorragend schmeckte.
So gerüstet legten wir am darauffolgenden Tag ab und machten uns auf den kurzen Weg zum Sultanat Brunei Darussalam. Das waren etwa 25 sm. Ein Katzensprung über die Brunei Bay vorbei an diversen Bohrinseln. Der Royal Brunei Yacht Club in Muara ist sehr luxuriös und kostet nichts, aber dafür gibt es keinen Steg, nur Moorings. Wir machten also fest und fuhren mit dem Dinghi zum Einklarieren. Hier wieder erfuhr uns das Gleiche wie in Labuan.
Im Serasa Ferry Terminal war niemand da und wir störten die Damen und Herren bei ihrer wohlverdienten Pause. Sie werden eben nur aktiv, wenn eine Ferry abzufertigen ist. Nach gut einer Stunde waren wir abgefertigt und konnten uns der nächsten Aufgabe widmen. Da war unbedingt Diesel zu besorgen. Nun hat die Marina keine Tankstelle und für Fahrzeuge, also auch für Schiffe, die nicht in Brunei registriert sind, ist der Verkauf von Diesel und Benzin begrenzt und das nur zu einem erhöhten Preis.
Bild oben: Die Sutera Harbour Marina und Resort
Bild unten: Eine Fülle von Waren - der Central Market
Bild oben: Squids im Fischmarkt von Kota Kinabalu
Bild unten: Thunfisch im Pasar Central - Fischmarkt
Bild oben: Im Royal Brunei Yacht Club
Bild unten: Blick auf den Brunei Yacht Club
Ein freundlicher Taxifahrer war uns allerdings behilflich. Nicht nur beim Transport der Kanister, sondern auch bei deren Befüllung. Ein Schein war sein Lohn. Insgesamt zahlten wir für den Liter Diesel 40 Cent. Nachdem wir alle wichtigen Dinge erledigt hatten, widmeten wir uns dem Wichtigsten, nämlich dem Abendessen im Club. Ein hervorragendes Essen. Ich hatte eine würziges Laksa sowie gebratene Garnelen in einer Curry-Kokos-Milch-Soße (Udang Sambal Serai Bersantan). Dazu Lemon Ice Tea. Bier oder andere alkoholische Getränke gab es nicht in Brunei. In den großen Hotels schon. Es wird allenthalben auf strenge Sitten geachtet. Aber wir hatten ja an Bord genügend gebunkert, um den Abend in guter Runde zu beenden.
Brunei, ist eine absolute Monarchie, dessen Staatsreligion der Islam ist und diese wird streng gehandhabt. Das Land ist einer der wenigen reichen, absolutistischen Wohlfahrtsstaaten; Bildungs- und Gesundheitssystem auf hohem Niveau stehen kostenlos zur Verfügung, keine Einkommenssteuer und billige öffentliche Verkehrsmittel. Der Besuch von Schulen und Universitäten (auch im Ausland) ist kostenfrei. Das ist sehr bemerkenswert. Na klar, Muslime werden bevorzugt. Die Wirtschaft profitiert von enormen Erdgasfeldern und Erdölvorkommen, die dem Staat eines der höchsten Bruttoinlandsprodukte der Welt verschaffen. Seine Ölvor-kommen in Verbindung mit einer kleinen Bevölkerung und relativen Stabilität haben Brunei zu einem der reichsten Länder der Welt gemacht.
Das spürt man, wenn man, wie wir am folgenden Tag die Hauptstadt Bandar Seri Begawan, kurz Bandar genannt, besuchten. Zuerst die Wasserstadt. Ein Taxi brachte uns an die Anlegestelle der Touriboote. Die Wassertaxis sind unterschiedlich groß und einige ähneln Regattabooten mit mächtigem Speed. Es gibt Schulboote, um Kinder zur Schule zu fahren, auch Boote mit festem Fahrplan und natürlich, Touristenboote.
Mit einem solchen erlebten wir die Welt dieser Wasserstadt. Kampong Ayer (Water Village) ist ein historisches Siedlungsgebiet, in dem die Einwohner, auch aus traditionellen Gründen, leben. Sie bestehen ganz aus Pfahlbauten und sind durch Stege aus Holz und Beton miteinander verbunden, um zusammenhängende Bereiche zu schaffen. Der Weg zum Festland führt über einige Brücken. Die Häuser sind ein- und zweistöckige Holzhäuser und bilden regelrechte Cluster von traditionellen Stelzendörfern. Es hat hier alles, was der Mensch zum Leben braucht: Moscheen, Schulen, Feuerwehr, Restaurants, Polizei, Geschäfte usw. Manches ist zerfallen und manches neu. Müll gibt es auch und nicht zu knapp. Irgendwie haben sie dieses Problem nicht im Griff. Vom Festland grüßte immer wieder die goldene Kuppel des Sultanspalasts ebenso wie die Minarette der großen Moscheen.
Als Nächstes besuchten wir den Prachtbau der Sultan-Omar-Ali-Saifuddin-Moschee. Sie gilt als Wahrzeichen der Stadt und des ganzen Landes. Wie im Märchen von Tausendundeine Nacht erhebt sie sich mitten in der Stadt und ist von überall zu sehen. Klar, denn es darf kein Gebäude höher gebaut werden, als eben diese Moschee bzw. des Minarettes. Allah ist groß. Der Hauptdom der Moschee ist komplett mit Blattgold bedeckt. Ebenso die goldenen Kuppeln der vielen Türmchen und die des Minarettes. Die goldenen Kuppeln und der weiße Marmor glänzen in der Sonne um die Wette. Natürlich nutzten wir die Gelegenheit auch in das Innere zu schauen. Das hieß Sandalen ausziehen und schwarze Kittel anziehen. Dann durften wir uns in das Gästebuch eintragen und den Vorraum des Gebetsraumes betreten. Uns bot sich eine achtunggebietende Architektur von beeindruckender Schönheit. Es ist eine andere Welt, in die wir staunend eintauchten und diese zu meinem Leidwesen nur von "außen" betrachten können. So wie der Islam ist der Buddhismus eine der großen Weltreligionen und um diese zu verstehen, muss man sich schon näher damit befassen. Das habe ich bisher nicht getan - eine Bildungslücke, welche mir vor allem Einblicke in die Lebensart und Kultur der Muslime und Buddhisten verwehrte.
Es gibt im Islam ja keine bildlichen Darstellungen der angebeteten Heiligen, wie in anderen Religionen. Nur die Schriftzüge bilden Ornamente von einer schönen Schlichtheit und sie feiern Allah. Hinzu kommen die klaren Farben zumeist in grünen Pastelltönen. Neben der Moschee an einer kleinen Insel in der Lagune am Rande des Brunei River ist der Nachbau der prachtvoll geschmückten königlichen Zeremonienbarke aus früheren Zeiten zu sehen.
Unweit von dort befindet sich die Jame'Asr Hassanal Bolkiah Moschee. Sie ist mit der Sultan-Omar-Ali-Saifuddin-Moschee eine der zwei staatlichen Moscheen. Eine absolut wunderschöne Moschee, makellos gepflegt mit vier mit blauen Terrazzofliesen geschmückten großen Minaretten an jeder Ecke und goldener Kuppel, welche mit weißem Marmor in der Nachmittagssonne glän-zend, von wunderschön gepflegten Gärten davor, einen vollkommenen Anblick bietet. Weil der Sultan in seiner Dynastie der 29. Herrscher ist, wird der Komplex mit 29 goldenen Kuppeln geschmückt. Es ist ein Fest für das Auge.
In der Stadt ist alles blitzsauber, ein paar Shopping-Malls, ein Haufen Moscheen, Männer in konservativer, Frauen in noch konservativerer Kleidung. So auch im Zentrum von Bandar ist das Royal Regalia Museum einen Besuch wert - ebenfalls mit einer schon aus der Ferne sichtbaren imposanten Kuppel. In der Dauerausstellung sind unter anderem Dolche, Fotos der fürstlichen Familie, die Sänfte des staatlichen Oberhaupts und wertvolle Geschenke aus Kristall, Jade, Elfenbein und Silber von Staatschefs aus der ganzen Welt zu bestaunen - und sämtliche Orden, die "Seiner Majestät" im Laufe seiner mehr als 45-jährigen Amtszeit verliehen worden sind. Es sind Nachbildungen von seinem Thron, seinen Paradewagen, verschiedene Kronen, Kleider, Waffen und prächtige Beispiele von Hommagen an den Sultan ausgestellt. Beeindruckend war die Ausstellung der sorgfältig polierten Schilde und Schwerter der Palastgarden. Alles erinnert an seinen unermesslichen Reichtum und an seine uneingeschränkte Macht. Ganz schön viel Personenkult in dieser islamischen Monarchie. Alles in allem etwas ungewöhnlich für uns aus einer föderalen Republik stammend. Aber auch hier hieß es, Schuhe ausziehen.
Dann fuhren wir mit dem Taxi am Sultanspalast vorbei und erhaschten einen Blick auf den Palast. Sein Anwesen, der Istana Nurul Iman, gilt als einer der größten Paläste der Welt. Kein Sultan, keine Sultanine, nur ein etwas müder Wachposten. So beendeten wir unseren Besuch in einem ungewöhnlichen Land und kehrten am folgenden Tag nach Labuan zurück. Hier verließ uns Rein-hard, denn sein Urlaub war zu Ende. Schade, denn es war eine gute Zeit mit ihm.
Er verabschiedete sich mit einem wahren Festessen.
Miri und die Seepferdchen
Für die Weiterfahrt nach Miri entschlossen wir uns nur tagsüber zu segeln. Ein leichter Nord mit 3 Windstärken brachte uns weiter nach Südwest. Wir hatten beschlossen nur am Tag zu fahren, da einige der zahlreichen Bohrtürme, besonders solche die außer Betrieb waren, keine Lichterführung hatten. Unbeleuchtete Bohrtürme sind wegen der Kollisionsgefahr ein Albtraum. Da half auch kein AIS (Automatic Identification System), denn kleine Fischerboote und eben Bohrtürme haben das nicht. So ankerten wir die erste Nacht in Lee einer namenlosen Inselgruppe östlich von Miri und die zweite ebenso gut geschützt an der Pulau Beruit. Es war ziemlich unruhig, denn es hatte sich mit starker Bewölkung und heftigen Regengüssen eine ungemütliche Welle aufgebaut.
So gingen wir auf Nummer sicher und verbrachten eine unruhige Nacht vor Buganker bei etwa 4 m Wassertiefe in Küstennähe. Beim ersten Morgenlicht hieß es dann Anker auf und Ansteuerung von Miri. Es war diesiges Wetter und ab und zu ein Regenschauer.
Bild oben: Die prachtvolle Sultan-Omar-Ali-Saifuddin-Moschee
Bild unten: Mein Eintrag im Gästebuch der Moschee
Bild oben: Die schwarz gewandete Crew vor dem Besuch der Moschee
Bild unten: Der steinerne Nachbau der königlichen Barke
Bild oben: Die schöne Jame´Asr Hassanal Bolkiah Moschee
Bild unten: Wohnen auf Stelzen in Water Village
Wieder ein Sonnenuntergang, aber diesmal mit Fischerboot
Wir rundeten bei Kuala Baram das Kap und gingen auf Südkurs. Dann hielten wir Ausschau nach der versteckten Einfahrt zur Marina. Die große Sea Horse Statue wies uns dann den Weg. Ein Riesending von Seepferdchen mit einer Positionslampe auf dem Kopf. Übrigens ist das Seepferdchen das Maskottchen der Stadt Miri und man findet es in der Stadt überall. In dieser kleinen gut geschützten Marina lernten wir Ulla Druegemoeller und Klaus-Dieter Schneider auf der SY "Chez Nous" kennen. Es ist eine gemütliche und sehr zweckmäßig eingerichtete Stahlketsch, welche seit vielen Jahren ihr zu Hause ist. Wir verbrachten schöne Stunden miteinander. Ihre Bordkatze Miezi entpuppte sich als sehr neugierig, als sie gewissenhaft unser Schiff inspizierte und meine Koje für würdig fand, ihr als Platz für einen Nachmittagsschlaf zu dienen. Ich pennte dann eben mal im Salon.
Dann kamen Jens und Gunnar an Bord, um mit uns am Törn bis Malaysia teil zunehmen. Wir ergänzten unsere Vorräte, gingen gut essen und verabschiedeten uns von Ulla und Klaus. Das Wetter hatte bis dahin sich von der freundlichen Seite gezeigt, was sich aber sofort nach Verlassen Marina änderte. Wir hatten nach wie vor den Wind aus Nord bis Nordost, der tagsüber mit bis zu 4-5 bft auffrischte uns ein schönes Segeln ermöglichte, aber abends einflaute. Mal Sonne, mal Regen bestimmten das Wetter und dramatische Sonnenauf- und untergänge ließen uns immer wieder staunen. So hatten wir mit einem moderaten Wachrhythmus die etwa 300 sm bis Kuching in drei Tagen ohne Stress und einem ruhigen Bordleben bewältigt.
Das üble Geschäft mit dem Palmöl
Unterwegs sahen wir dann an Land graue Rauchwolken großer Brände. Da es an diesen Stellen keine Ortschaften gab, konnte es sich nur um Waldbrände handeln. Franz und Jork klärten mich dann über die Ursachen auf. Brandrodung für Plantagen der Ölpalme. Ich hatte bisher wenig Ahnung von diesem Problem und Kenntnisse wurden wenig vermittelt. Ehrlich gesagt, ich hatte mich auch damit nicht beschäftigt. Aber als ich dann die Dimensionen der Vernichtung der Regenwälder sah und von deren katastrophalen Folgen erfuhr, war ich richtig erschrocken. Beim Anflug auf Kota Kinabalu sah ich aus dem Flugzeug das von einer grünen dichten Vegetation bedeckte Hügelland. So schön kann Dschungel von oben aussehen. Aber wie ich später erfuhr, waren es die riesigen Plantagen mit Ölpalmen.
Palmöl bringt unglaublichen Profit. Es findet fast in jedem zweiten Lebensmittel Verwendung. Neben Fertigpizza, Keksen und Margarine begegnet uns Palmöl in Körpercremes, Seifen, Schminke, Kerzen und Waschmitteln. Und im Biosprit. In der EU fließt fast die Hälfte des importierten Palmöls in sogenannten Biosprit. Das ganze Gedöns über die Umweltfreundlichkeit von E10, Biodiesel und erneuerbarer Energien kann man vergessen, bedenkt man die Umweltschäden, welche durch die Produktion von Palmöl verursacht werden.
Unter anderem sorgen Treibhausgasemissionen durch die Brandrodung dafür, dass der aus Palmöl produzierte Biosprit dreimal so klimaschädlich ist wie Treibstoff aus Erdöl. Das Schlimmste an der Sache ist, dass durch die Vernichtung der Regenwälder verursachte Artensterben. Ein Bild konnte ich mir in Kuching machen, als wir das Semonggok Wildlife Rehabilitation Centre besuchten. Aber davon später. Es ist so, wie es ist, meckern hilft nicht. Aber davon später. Man kann aufmerksam machen, protestieren und handeln. Ich fahre keinen Diesel, tanke kein E 10 und schaue mir in der Kaufhalle die Produkte etwas genauer an. Denn viele sind
nicht so unbedenklich, wie suggeriert wird.
Kuching ist für die Katz
Es regnete und der Himmel war verhangen, als wir in die Mündung des Sarawak Rivers einfuhren. Dicke Regenwolken verdüsterten den Vormittag und im Südosten rumpelte ein Gewitter über dem Dschungel. Langsam fuhren wir etwa 7 sm den stark befahrenen Fluss an steuerbord liegenden Industrieanlagen vorbei, den Sarawak River hinauf. Am kurvenreichen Fluss tauchte wie erwartet das riesige Borneo Convention Centre Kuching (BCCK) auf. Daneben liegt die kleine Marina. Die Navigation auf dem Fluss war einfach und wir kamen mit auflaufenden Wasser an. Es hat hier eine 3-Meter-Flut. Es gibt gute Docks und Duschen sowie kostenlos Wasser und Strom. Alles ist sehr großzügig angelegt, vieles noch im Bau und man kann die Dimensionen der
geplanten Bebauung erahnen. Auf dem Fluss gibt es viel Treibgut und Müll und gelegentliches Holz. Wir hatten da einen Holzstamm, welcher bei Ebbe und Flut jedes Mal an der Bordwand vorbei rumpelte, nachdem er sich an den Pontons des Steges verfing. Franz Sorge galt zuerst das Dieseldefizit auszugleichen. Er lernte einen Australier namens Greg kennen, der mit seiner „Blue Destiny“ ebenfalls am Steg lag. Ein feiner Kerl, der schon längere Zeit hier festgemacht hatte. Er half den Diesel mit seinem Auto zu besorgen. Franz hat ihn zum Abendessen eingeladen und wir hatten einen vergnüglichen Abend bei Laksa und anderen Genüssen.
Am kommenden Tag waren Behördengänge angesagt. Die Einwanderungsbehörde befand sich innerhalb des kommerziellen Pending Hafens. Um die Formalitäten des Ein- und Ausklarierens zu erledigen, mussten wir ziemlich weit laufen und dann in dem weitläufigen Hafen auch finden. Das war ziemlich stressig. Vor allem bei der Wärme, die Sonne knallte mal wieder herunter, durch die Betonlandschaft zu latschen. Heute sollen sich Zoll und Immigration im Gebäude der Marina befinden. Ein freundlicher Autofahrer nahm uns danach in die Stadt mit und wir machten unseren ersten Abstecher in die Stadt und an die Waterfront. Unser Ziel war noch nicht die touristischen Highlights zu bestaunen, sondern für das leibliche Wohl Lebensmittel einzukaufen. Die Katzen konnte man nicht ausweichen. Sie standen und lungerten überall in Beton, Kunststoff oder Stahl abgebildet herum.
In Kuching ist alles für die Katz. Also den Katzen gewidmet. „Kucing“ ist das malaiische Wort für Katze. Einer schönen Geschichte folgend, kam der Abenteurer James Brooke 1839 auf seiner Yacht "Royalist" nach Kuching. Er fragte dann einen Einheimischen nach den Namen der Stadt. Der Einheimische dachte fälschlicherweise, dass Brooke auf eine Katze zeigen würde, und hatte „Kuching“ gesagt. Wahrscheinlicher ist, dass der Name von dem chinesischen Wort Kochin abgeleitet wird und der bedeutet „Hafen“, oder dass der Name nach der Mata Kuching (wörtl. „Katzenauge“) der „Katzenauge-Frucht", ein naher Verwandter der Litschi genannt wird. Bei uns ist sie als Longan bekannt. Sie hat einen süßen, sehr aromatischen Geschmack. Egal, die Katze ist zu einer Touristenattraktion geworden und wird entsprechend mit viel Kitsch vermarktet.
Die Waterfront liegt am Santubong River, einer der zahlreichen Flüsse, welche in und um Kuching fließen. Es ist eine sehr schön gestaltete Uferpromenade, welche sehr belebt ist. Zahlreiche Restaurants, Cafés, kleine und große Läden aller Art machen das Spazieren gehen zu einem Erlebnis. Jork, Jens und Gunnar machen eine Bootstour und Franz sowie ich, bummeln bis uns ein Gewitter zum Unterstellen zwingt.
Bild oben: Das Royal Regalia Museum in Bandar Seri Begawan
Bild unten: Im Inneren des prachtvollen Museums
Bild oben: Einfahrt zur Marina Miri. Gekennzeichnet durch die Skulptur des Seepferdchens. Foto: www.asianone.com by Kathleen Ann Kili
Bild unten: Besuch von Ulla und Klaus
Bild oben: Plantage mit Ölpalmen (Wikipedia)
Bild unten: Palmölfrüchte - ein versteckter Klimakiller (Wikipedia)
Leben in Pfahlbauten, Watervillage in Brunei
Orang Utans im Semonggok Wildlife Rehabilitation Centre
Den Tag beschließen wir in dem sehr schönen James Brooke Bistro & Cafe. Natürlich mit schönen Katzenfiguren, kaltem Bier und gutem Essen. Mit Franz muss man viel Laufen. Mir brachte das Blasen an den Füßen ein. Aber da muss man durch und hätte ich da nicht mitgemacht, wären mir viele schöne Erlebnisse entgangen, denn Kuching gehört tatsächlich zu den schönsten Städten Malaysias. Der Schmerz in den Füßen ist das kleinere Übel, bedenkt man den Gewinn des Erlebten. Das erfuhr ich später auch in Johor Baru, Singapur, Melakka und Kuala Lumpur. Wenn ich das nicht durchgestanden hätte, fehlten mir viele schöne Erinnerungen. „Wenn“ – das Leben besteht eigentlich nur aus „Wenn und Aber“. Was soll´s. Hätte, Wenn und Aber, alles nur Gelaber.
Wir beschlossen das Semonggok Wildlife Rehabilitation Centre zu besuchen. Ein Kleinbus holte uns früh zeitig an der Marina ab, denn die lieben Affen sind nur zu sehen, wenn sie zu festen Fütterungszeiten aus dem Wald kommen. Schon seit über 20 Jahren wurden im Semenggoh Naturreservat Orang Utans, die verwaist aufgefunden oder aus illegaler Gefangenschaft befreit worden sind auf ein Leben in der Wildnis vorbereitet. Das Trainingsprogramm wurde mittlerweile in das Matang Wildlife Center verlegt. Hier in Semenggoh lebt noch eine Gruppe halbwilder Orang Utans, die den Wald bevölkern und frei leben, die mit einer regelmäßigen Fütterung nicht nur an Menschen gewöhnt, sondern auch in dem für sie viel zu kleinem Territorium gehalten werden. Es ist schon beeindruckend, wenn der Wildhüter das Futter deponierte, mit Rufen signalisierte, das serviert ist, sich dann irgendwo in den großen Bäumen Äste anfangen sich zu bewegen und der erste Orang Utang über Seile hangelnd den Futterplatz erreicht. Zuerst kommen die großen Tiere, dann die Kleinen, welche an der Nuckelflasche sich und die Zuschauer erfreuen. Natürlich ist es eine stark frequentierte Touristenattraktion, aber andererseits wird hier sehr viel Aufklärung über das Leben dieser schönen Tiere getrieben und vor allem auf die Probleme der Einengung deren Lebensraumes durch die Abholzung des Regenwaldes auf-merksam gemacht. Mich hat das alles sehr nachdenklich gestimmt, denn es betrifft nicht nur die Orangs, sondern auch die Tiger, kleinen Elefanten und viele anderen Arten. Auch ist das Problem nicht nur auf Borneo beschränkt, sondern auch auf Sumatra, Indonesien ganz Malaysia und Thailand.
Schöne Segeltage und viele große Schiffe
Leider musste hier Jork auch den Törn beenden und wir starteten zu viert die letzte Etappe nach dem Sebana Cove Resort in Pengerang, Johor, Malaysia. Davon später. Sehr früh fuhren wir mit ablaufender Flut den Sarawak River hinunter. Franz legte den Kurs auf 305°, der Wind kam aus NNE und blies mit 2 – 3 bft und so konnten wir nach Passieren der Pulau Lakei hart am Wind an Tanjung Datu vorbei die kleine Insel Pulau Merendung ansteuern. Mit Sonnenuntergang ankerten wir in Lee bei leichter Dünung und freuten uns über einen schönen Segeltag. Die Krönung war, dass Franz gegen Mittag einen Barrakuda mit der Schleppangel fing, welch selbiger umgehend zu Sashimi verarbeitet und am Abend mit einem Salat und Brot verzehrt wurde. Etwa acht
Fischerboote hatten um uns herum ebenfalls diesen Platz zum Übernachten ausgesucht.
Es ist etwa 400 Meilen von Kuching zu unserem Ziel und unter den guten Wetterbedingungen hatte Franz so 3 oder 4 Tage angesetzt, da Gunnar und Jens vor ihrem Abflug nach Hause noch einen Abstecher nach Singapur machen wollten, segelten wir ohne Zwischenstopp an den Tambelan Islands vorbei. Die Tage verliefen ohne Zwischenfälle und in wohltuender Eintracht. Wie immer gefielen mir die Stunden der Nachtwache mit ihrer Ruhe und der geheimnisvollen Welt des unbekannten Meeres. Nachts ging der Mond so gegen Mitternacht auf, er war im letzten Viertel und die Sichel lag ganz behaglich auf dem Rücken und schwamm sozusagen zwischen den Sternen und Wolken umher.
Es sah irgendwie sehr elegant aus - ein wunderschöner Anblick war das. Trotzdem mussten wir die Augen offenhalten, denn wie schon erwähnt, hatten die kleineren Fischerboote kein AIS. Aber so etwa 30 sm vor Singapur kamen wir in ein Gebiet mit vielen Ankerliegern. Sie lagen deshalb so weit draußen, weil sie hier kein Liegegeld wie direkt auf Reede vor Singapur zahlen mussten. Eine unglaubliche Zahl von Massengutfrachtern, Containerschiffen, Tankern aller Art, Kühlschiffen, RoRo-Schiffen usw. waren hier versammelt. Mir kam es vor, als nähmen wir eine Parade ab. Es lag wohl daran, dass Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise der vergangenen Jahre sich hier dokumentierten. Der weltweite Handel, der in den Jahren zuvor noch boomte, brach ein und die Frachträume der Schiffe blieben plötzlich leer. Zusätzlich liefen noch größere Schiffe vom Stapel und die Reedereien gaben neue in Auftrag. So entstand ein massives Überangebot an Transportkapazitäten. Sei es, wie es sei, die Schiffsriesen waren beleuchtet und hatten AIS. Es war also kein Problem sich da durchzumanövrieren. Außerdem lagen sie weit genug auseinander.
Ein schöner Sonnenaufgang begleitete uns aus diesem Gebiet hinaus und in ein Neues hinein. Dieses war schon eher problematisch, denn wir mussten die Schifffahrtslinie der Straße von Singapur kreuzen. Ein Großteil der Schiffe kommt aus der Straße von Malakka oder fährt in diese hinein. Diese ist mit täglich etwa 2.000 durchfahrenden Schiffen in beiden Richtungen eine der am stärksten befahrenen Wasserstraßen der Welt. Sie fahren entweder ins Südchinesische Meer und in die Javasee oder kommen von dort. Jedenfalls ist es eine Herausforderung sich zwischen den unterschiedlich schnell fahrenden Schiffen hindurch zu lavieren. Kommen wir einem in die Quere? Kreuzen wir den Kurs vor oder hinter dem Pott? Segeln war von vornherein ausgeschlos-sen. Jedenfalls brachte uns Franz mit seinen Erfahrungen sicher zur Tanjung Pengelih Public Marina in Pengerang. Dazu fuhren wir östlich von Singapur in das Flussgebiet zwischen Tekong Island und Pengerang ein. Bemerkenswert in diesem Gebiet sind die Anstrengungen zur Landgewinnung. Unsere Fahrt ging an einem riesigen Areal mit Sandaufschüttungen vorbei. Kräne, Bagger und Sandlastschiffe ließen neues Land sowohl für Singapur als auch für Malaysia entstehen. Wir fuhren einen Fluss hoch, zu dessen linker Seite Singapur und auf der rechten Tanjung Pengileh mit Ferry Dock und Marina sowie eine Navy Station liegen, unser Einklarierungsziel für Malaysia.
Wir klarierten also in Tanjung Pengileh ein, was wiederum außerhalb der Fährzeiten nicht ganz einfach ist. Am folgenden Tag fuhren wir vorbei an Mangrovenwäldern und Fischzuchtanlagen, in den Santi River ein und nach etwa 8 sm sahen wir Steuerbord die schön gelegene moderne Marina. Franz hatte mit Bedacht diesen Liegeort ausgewählt. Zum einen ist er kostengünstiger als vergleichbare Liegeplätze in Singapur und zum anderen, dem wohl wichtigere Grund, ist es das Süßwasser, in dem wir lagen und die salzwasserbedürftigen Pocken und Muscheln hatten keine Chance sich am Rumpf festzusetzen. Schließlich sollte hier die Samba ein halbes Jahr bis zur nächsten Reise ausharren. Das Sebana Cove Resort ist ein Bestandteil der gesamten Veränderungen im Distrikt des südlichen Johor. Ein riesiges Areal umfasst einen 18-Loch-Golfplatz, Hotelanlagen, botanischen Garten, Wohnsiedlungen, usw. Ein schönes weitläufiges Areal und alles noch im Bau.
Gunnar und Jens unternahmen einen Ausflug nach Singapur, verabschiedeten sich danach und machten sich auf die Heimreise. Franz und ich machten uns indes ans Saubermachen und Aufräumen, sicherten das Schiff, packten unsere Klamotten, meldeten uns beim Hafenmeister ab, bestellten ein Taxi und machten uns auf den zweiten Teil der Reise, den großen Landgang. Das war der Besuch der Städte Johor Bahru, Singapur, Melaka und Kuala Lumpur. Diese Städtereise war natürlich für mich eine ganz neue Erfahrung. Nun sah die Planung vor, dass wir ein halbes Jahr später wieder hier auftauchen sollten, um die SAMBA von hier nach Phuket in die Werft zu bringen. Hier wartete eine Runderneuerung auf sie.
Bild oben: Den Sarawak River hinauf in Richtung Kuching
Bild unten: Die Marina Kuching weit außerhalb der Stadt
Bild oben: Überall Katzen, auch vor dem James Brooke Bistro & Cafe
Bild unten: Eines von den vielen "Katzendenkmälern"
Bild oben: Großer Orang Utan im Semonngok Wildlife Rehabilitation Centre
Bild unten: Ein kleiner verspielter Orang Utan
Bild oben: Franz fing einen Dunkelflossen - Barrakuda
Bild unten: Gunnar und Jens lassen es sich gut gehen
Bild oben: Marina und Ferryterminal Tanjung Pengileh
Bild unten: Mangrovenwälder säumen den Santi River
Bild oben: Das Sebana Cove Resort und Marina
Bild unten: Die SAMBA für ein halbes Jahr eingemottet